Umweltpsychologie (2. Aufl., 2023)
ISBN
978-3-662-67246-4

Inhaltsübersicht:

Kapitel 1: Umweltpsychologie und ihre historischen Wurzeln

Kapitel 2: Umweltbezogene Wahrnehmung und Kognition

Kapitel 3: Umweltbelastungen, Stress und Gesundheit

Kapitel 4: Landschaft, Wetter und Klima

Kapitel 5: Umweltrisiken und Umweltkatastrophen

Kapitel 6: Raum und gebaute Umwelt

Kapitel 7: Werte, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit

Kapitel 8: Umweltschützendes Handeln

Kapitel 9: Nachhaltiger Konsum

Kapitel 10: Freiwilligenarbeit im Umweltschutz

Kapitel 11: Umweltkonflikte und Umweltmediation

Kapitel 12: Professionalisierung, Gestaltung und Evaluation

 

Kapitel 1: Umweltpsychologie und ihre historischen Wurzeln

In diesem Einführungskapitel werden grundlegende Begriffe sowie Sichtweisen und Paradigmenwechsel behandelt, die zum Entstehen der Umweltpsychologie beigetragen haben. Wir definieren zunächst den Begriff Umweltpsychologie, erläutern anschließend Begriffe wie Umwelt, Natur und Zivilisation und gehen auf die „drei Umwelten“ nach Willy Hellpach ein. Anschließend beleuchten wir historische Hintergründe der Umweltpsychologie. Wir beginnen mit den biologischen Einflüssen, von Darwins Evolutionstheorie über Uexkülls Bedeutungslehre bis Haeckels Ökologie. Anschließend behandeln wir Entwicklungen innerhalb der Psychologie, die vom amerikanischen Funktionalismus bis hin zu Barkers Behavior-Setting-Ansatz und neuen evolutionspsychologischen Erkenntnissen reichen. Zum Schluss diskutieren wir deterministische, possibilistische und transaktionalistische Denkweisen und streifen kurz die Systemanalyse als einen möglichen methodischen Zugang zu komplexen Umweltproblemen.

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Kapitel 2: Umweltbezogene Wahrnehmung und Kognition

Zunächst wird aus dem Feld der umweltbezogenen Wahrnehmung die ökologische Wahrnehmungslehre von James Gibson mit dem psychophysikalischen Ansatz kontrastiert. Die Psychophysik steht für den molekularen (mikroskopischen) Ansatz, der Gibsonsche für den molaren (makroskopischen) Ansatz. Der erste untersucht grundlegende Eigenschaften des sensorischen Systems im „sterilen“ (kontextfreien) Labor, der zweite untersucht Wahrnehmung unter Berücksichtigung konkreter Umweltbedingungen. Für einen molaren Ansatz steht auch Edward Tolman, der das Konzept der kognitiven Karte eingebracht hat. Das Konzept der kognitiven Karte ist wichtig, wenn wir verstehen wollen, wie Menschen sich in ihrer Umwelt räumlich orientieren und wie sie Räume erinnern. In diesem Kapitel werden Sie auch erfahren, welche Merkmale das mentale Abbild einer Stadt formen. Dies alles ist nicht nur von theoretischem, sondern auch von praktischem Interesse, vor allem für Architektur und Stadtplanung.

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Kapitel 3: Umweltbelastungen, Stress und Gesundheit

In diesem Kapitel wird der Einfluss von umweltbedingten Stressoren wie beispielsweise Lärm behandelt, aber auch andere umweltbedingte Einflussfaktoren, die Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen belasten, kommen zur Sprache. Zunächst werden Begriffe, Konzepte und Modelle zu Stress und Gesundheit dargestellt. Danach werden umweltbedingte Einflussfaktoren behandelt, die als psychische Stressoren oder direkt die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen beeinflussen. Im Einzelnen werden die Wirkungen der akustischen Umwelt auf den Menschen, die Wirkungen von Gerüchen sowie die Einwirkungen von Umweltgiften und elektromagnetischen Strahlen und Feldern auf den Menschen diskutiert. Auch Umweltsyndrome wie Multiple Chemikaliensensitivität, Sick-Building-Syndrom sowie Elektrosensitivität und -sensibilität werden angesprochen.

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Kapitel 4: Landschaft, Wetter und Klima

Landschaft, Wetter und Klima sind Faktoren, die in hohem Maß Verhalten, Wohlbefinden und Leistung des Menschen beeinflussen. In diesem Kapitel wird zunächst der Begriff Landschaft definiert, anschließend die Biophilia-Hypothese diskutiert, es werden Landschaftspräferenzmodelle beschrieben und Untersuchungsbefunde dargestellt, welche die Wirkung von Landschaft und Natur auf den Menschen belegen. Im zweiten Abschnitt des Kapitels werden Wetter und Klima, aber auch die bioklimatologischen Wirkungskomplexe und wetterbedingte Befindlichkeitsstörungen (Wetterfühligkeit) behandelt; darüber hinaus wird die Wirkung von Licht auf den Menschen diskutiert sowie saisonal bedingte Einflüsse, wie die Seasonal Affective Disorder (SAD), eine bipolare affektive Störung, die von den Lichtbedingungen ausgelöst wird. Die möglichen Auswirkungen von Hitze auf Stimmung und Verhalten, die sogenannte Hitze-Aggressions-Hypothese, werden abschließend erörtert.

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Kapitel 5: Umweltrisiken und Umweltkatastrophen

In diesem Kapitel wollen wir uns mit Umweltrisiken, Umweltgefahren und Umweltkatastrophen befassen. Risiken und Gefahren lauern in der gesamten Umwelt, der natürlichen, der technischen und auch der sozialen Umwelt. Auf letztere gehen wir jedoch an dieser Stelle nicht ein. Wir befassen uns in diesem Kapitel vorrangig mit natürlichen und technischen Umweltrisiken, Umweltgefahren und Umweltkatastrophen. Dabei arbeiten wir die psychologischen Unterschiede heraus, die zwischen beiden Arten von Risiken bestehen. Risiken sind per se eine Frage von Ungewissheit und Wahrscheinlichkeit. Daher gehen wir zunächst auf die Implikationen von Ungewissheit auf Erleben, Urteilen und Handeln ein und diskutieren abschließend das Erleben und Verhalten von Menschen während einer Katastrophe und danach. Zuerst stellt sich aber die Frage, was unter den Begriffen Risiko, Gefahr und Katastrophe zu verstehen ist.

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Kapitel 6: Raum und gebaute Umwelt

Von der Wiege bis zur Bahre lebt der Mensch in einer von ihm gebauten Umwelt. Auch die Natur wird in den allermeisten Fällen gestaltet. Vom Menschen unbeeinflusste Wildnis wird immer seltener. In diesem Kapitel geht es um die Frage, wie die gebaute und gestaltete Umwelt auf ihn wirkt und wie man sie so gestalten kann, dass sie im Sinn der Salutogenese körperlich-seelisches Wachstum des Menschen ermöglicht. Dazu werden zunächst die umweltpsychologischen Grundlagen vermittelt. Diese werden sodann auf die drei zentralen Felder gebauter Umwelt angewandt: Wohnen, Arbeiten/Lernen und Mobilität. Spezifische Umwelten werden abschließend genannt. Bei all diesen Feldern kommen aus der Umweltpsychologie wichtige Erkenntnisse darüber, welche Auswirkungen gestalterische Entscheidungen haben und welche Empfehlungen für die Praxis abgeleitet werden können.

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Kapitel 7: Werte, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit

In diesem Kapitel werden zunächst Werte und der Wertewandel von materialistischen zu postmaterialistischen Werten mit seinen möglichen Ursachen betrachtet. Im Zuge dieses Wertewandels hat der Umweltschutz deutlich an Anerkennung gewonnen. Doch ist die Akzeptanz von Umweltschutz als Wert nicht mit entsprechenden ökologischen Handlungsentscheidungen im Alltag gleichzusetzen. Die Situation wird noch ein wenig komplexer, weil Umweltschutz als Wert zunehmend durch das Leitbild der Nachhaltigkeit ersetzt wird. Auch hier geht es darum, dass sich Nachhaltigkeit als Wert auch im individuellen, wirtschaftlichen und politischen Handeln niederschlägt. Bei der Anerkennung von Werten und ihrer Umsetzung in alltägliches Handeln gibt es zudem Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen bzw. Milieus. Daher kann weder von dem einen westlichen Lebensstil gesprochen werden noch von der durchgängigen Akzeptanz von Umweltschutz oder Nachhaltigkeit als Wert in der Gesellschaft.

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Kapitel 8: Umweltschützendes Handeln

Die Umwelt(-schutz-)psychologie befasst sich mit der Frage, wie sich umweltschützendes Verhalten und Handeln erklären und fördern lassen. Die Befunde hierzu werden im vorliegenden Kapitel zusammengetragen. Anschließend werden konkrete Interventionsmöglichkeiten zur Förderung nachhaltigen Handelns und Entscheidens vorgestellt. Die meisten dieser Ansätze wurden unabhängig von den bedingungsanalytischen Befunden aus der Praxis heraus entwickelt. Ein alternativer Weg, der wissenschaftlich „sauberer“ ist und mehr Erkenntnisgewinn verspricht, ist die Ableitung von Interventionen aus den vorgestellten bedingungsanalytischen Befunden. Daher wird auch auf diese Möglichkeit eingegangen. Im Abschluss des Kapitels geht es um Umweltbildung als traditionelles Feld der Umweltpädagogik, die eine Vernetzung von Umweltpsychologie und Umweltpädagogik zum wechselseitigen Nutzen nahelegt.

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Kapitel 9: Nachhaltiger Konsum

Dieses Kapitel widmet sich dem nachhaltigen Konsum. Hierzu wird zunächst erläutert, wie sich Konsum ökologisch und sozial auswirkt und warum nachhaltiger Konsum ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Entwicklung ist. Es folgt eine Auseinandersetzung mit dem Begriff des nachhaltigen Konsums und verwandter Konzepte. Sodann stehen sechs psychologische Faktoren, die nachhaltigen Konsum beeinflussen, im Mittelpunkt des Kapitels. Diese sind (1) Kosten-Nutzen-Abwägungen, (2) Wissen und Information, (3) Gewohnheiten und Routinen, (4) Identität, Status und soziale Normen, (5) moralische Motive und Werte sowie, allerdings in weitaus geringerem Umfang, (6) soziodemographische Merkmale. Das Kapitel schließt mit zwei kritischen Perspektiven auf nachhaltigen Konsum und die bisherige Forschung dazu: die Gefahr, den Einfluss individuellen nachhaltigen Konsums zulasten anderer Einflussmöglichkeiten zu überschätzen, und die Tendenz, soziale Aspekte bei der Betrachtung nachhaltigen Konsums zu vernachlässigen.

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Kapitel 10: Freiwilligenarbeit im Umweltschutz

Dieses Kapitel widmet sich der Freiwilligenarbeit im Umweltschutz mit ihrer ökologischen, gesellschaftlichen und individuellen Bedeutung. Zunächst werden aktuelle Zahlen zum Umfang der Freiwilligenarbeit sowie eine Einteilung in verschiedene Formen vorgestellt und die wichtigsten Definitionsmerkmale herausgearbeitet. Anschließend wird die Motivation dieser Freiwilligenarbeit betrachtet. Es werden allgemeine Erklärungsmodelle für Freiwilligenarbeit angeführt und die motivationalen Besonderheiten von Freiwilligenarbeit im Umweltschutz herausgestellt. Sodann wird die Frage beantwortet, wie diese Freiwilligenarbeit gelingend gestaltet werden kann. Neben verantwortungs- und gerechtigkeitsbezogenen Variablen sollten hierfür die Motive der (potenziell) Freiwilligen sowie Tätigkeits- und organisationale Merkmale beachtet werden. Abschließend erfolgt ein Ausblick auf aktuelle Entwicklungen.

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Kapitel 11: Umweltkonflikte und Umweltmediation

Angesichts immer knapper werdender Ressourcen spielen Umweltkonflikte um Ressourcen und ihren Schutz eine immer größere Rolle (etwa um die gerechte Verteilung von Wasser, um Maßnahmen zum Schutz des Klimas, die Rodung des Regenwalds bzw. das Abwägen von wirtschaftlichen Interessen und Interessen des Umweltschutzes zwischen und innerhalb von Staaten). Auch auf lokaler Ebene werden Konflikte, bei denen der Schutz oder die Gefährdung der natürlichen Umwelt zur Diskussion stehen, oftmals vehement ausgetragen (z. B. Konflikte um den Bau einer Müllverbrennungsanlage, belastender Industrien und Kraftwerke, von Straßen, Eisenbahnlinien oder Flughäfen oder um den Schutz eines Naherholungsgebiets). In diesem Kapitel werden diese Konflikte genauer betrachtet und es wird mit der Mediation ein Weg aufgezeigt, wie sie sich nachhaltig und kooperativ lösen lassen. Dazu werden Ziele und Prinzipien der Umweltmediation vorgestellt und ihre Ablaufphasen an einem Beispiel verdeutlicht.

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Kapitel 12: Professionalisierung, Gestaltung und Evaluation

In diesem abschließenden Kapitel wird zunächst der Begriff der Professionalisierung auf die Umweltpsychologie angewandt. Zur weiteren Professionalisierung ist neben berufspolitischer Arbeit die Ausbildung umweltpsychologischer Kompetenzen notwendig. Sie dienen dazu, die zahlreichen Gestaltungsaufgaben der Umweltpsychologie professionell einzulösen. Besonders wichtige Kompetenzen sind das Denken in komplexen, systemischen Zusammenhängen und Methodenkompetenz. Teil der Methodenkompetenz ist die Überprüfung und Gewährleistung der Wirksamkeit der Interventionen mittels Evaluationsforschung. Noch arbeiten die meisten Umweltpsycholog:innen in forschungsnahen Bereichen, doch der Bedarf an umweltpsychologischer Expertise in der Praxis steigt. Der Nachweis, dass umweltpsychologische Interventionen wirksam sind, und die steigende Nachfrage nach umweltpsychologischer Expertise stärken die Forderungen nach weiterem Ausbau umweltpsychologischer Ausbildung.

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